Studio Stadt unter Gemeinschaftswogen
Bearbeitende
Lili Dong, Ba. Landschaftsarchitektur, 6. Semester
Jule Koch, Ba. Landschaftsarchitektur, 6. Semester
Luca Büttemeyer, Ba. Ladnschaftsarchitektur, 6. Semester
Bearbeitungszeitraum: April.24 - Juli.24
Ausgangslage/Anlass
Am Rande der historischen Stadt Regensburg verdeutlichen die aktuellen Hochwasserereignisse die wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel. Wie viele Städte weltweit steht auch Regensburg vor der Aufgabe, sich auf zunehmend häufigere und intensivere Wetterextreme vorzubereiten. Gleichzeitig steigt auch der Druck durch Probleme wie längere Trockenperioden und Wohnungsmangel.
Zentrale Fragestellung/Problemstellung
Das Projektgebiet ist ein aktuell überwiegend landwirtschaftlich genutztes Gebiet, welches als Flutfläche fungiert. Eine Bebauung der Fläche ist also nach der aktuellen gesetzlichen Grundlage nicht möglich.
In einem Modellvorschlag soll gezeigt werden, wie das Gebiet hochwassersicher bebaut werden könnte, ohne das Retentionsvolumen zu reduzieren und zusätzlich das anfallende Grauwasser nutzbar zu machen.
Neben einer dichten Bebauung zur möglichst effizienten Nutzung der zur Verfügung stehenden Fläche sollen vor allem Elemente der Blau-Grünen Infrastruktur ausgearbeitet werden, um das Gebiet nicht nur Flutsicher zu machen, sondern auch während Trockenperioden die Lebensqualität im Gebiet zu maximieren.
Methodik
Für das Konzept „Gemeinschaftswogen“ wurden drei Ziele als essentiell und formgebend aus der Analysesynthese festgesetzt. Erstens soll die nötige Urbanität für ein innerstädtisches Quartier erreicht werden. Dieses Ziel beinhaltet die Schaffung eines dynamischen und lebendigen städtischen Umfeldes, das den BewohnerInnen vielfältige Möglichkeiten zur Entfaltung bietet.
Zweitens legt das Konzept großen Wert darauf, die Natur erlebbar zu machen. Es zielt darauf ab, den Menschen einen direkten Zugang zur Natur zu ermöglichen und so Erholungsgebiete in der nahen Umgebung zu verorten. Das dritte Ziel ist das Leben mit dem Wasser. Dieses Ziel ist abgeleitet von der Nähe der Donau und den immer wiederkehrenden Hochwasserereignisse. Es ist der Versuch, den Wert von Regen- und Grauwasser wieder in das Bewusstsein der StädterInnen zu rufen. Dieser Aspekt hebt die Bedeutung der Sichtbeziehung zum Wasser im Projektgebiet hervor.
Diese drei Ziele zusammen bilden die Grundlage für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Stadtplanung. Sie tragen dazu bei, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen urbanem Raum und natürlicher Umgebung zu schaffen. Das Konzept „Gemeinschaftswogen“ vereint somit Urbanität, Naturerfahrung und das Leben am und mit dem Wasser zu einem umfassenden städtebaulichen Konzept.
Ergebnisse
In unserem Masterplan ist die hohe bauliche Dichte vor allem auf den zwei hochwassersicheren Baufeldern spürbar. Diese hohe Dichte erzeugt eine Dynamik, die das urbane Leben bereichert und vielfältige Interaktionen fördert.
Entlang der großen Lebensader verlaufen Promenaden, die gleichzeitig als Verkehrsachse und Begegnungsorte dienen. Die Kombination von Wohnen, Arbeiten und Freizeitmöglichkeiten auf engem Raum schafft vielfältige Nachbarschaften. Diese Mischung fördert das Zusammenleben und die Interaktion von Menschen mit verschiedenen sozialen Umfeldern, wodurch ein lebendiges Stadtbild entsteht. Dies wird durch den hohen Anteil an unmotorisiertem Verkehr im Quartier weiter gefördert. Das liegt nicht zuletzt daran, dass für Radverkehr wesentlich weniger Infrastruktur und Fläche pro Person benötigt wird und diese Raumdifferenz für Aufenthaltsmöglichkeiten, Blau-Grüne-Infrastruktur oder Beschattungspflanzungen verwendet werden kann.
Der Auenwald wird durch ein System von Stegen erschlossen, welches es den Besucherinnen und Besuchern ermöglicht, sich zu Fuß oder mit dem Rad in diesen naturnahen Erholungsraum zu begeben. Neben den Verbindungen über Stege gibt es auch Plattformen, zum Beispiel an dem vorhandenen Altarm der Aue, von denen aus die Aue in Ruhe genossen werden kann.
Die Erweiterung des Auenwaldes trägt zur Vergrößerung strukturreicher Vegetationsflächen bei und fördert die Artenvielfalt in Flora und Fauna. Mit den Lebensadern wird nicht nur ein Grünraum mit hoher klimatischer Ausgleichskraft geschaffen, sondern auch eine wichtige Infrastruktur für das Wassermanagement etabliert. Durch das Entwickeln von Retentionsflächen, die Überschwemmungen und Starkregen abpuffern und teilweise gleichzeitig Grauwasser filtern, wird Multifunktionalität erreicht. Diese Flächen bieten nicht nur Schutz vor Hochwasser, sondern tragen auch zur Grundwasseranreicherung bei und stellen wertvolle, wechselfeuchte Lebensräume für Flora und Fauna bereit.
Auch der soziale Aspekt spielt in diesem Entwurf eine zentrale Rolle. Dabei liegt der Fokus stark auf öffentlichen Freiräumen, während private Außenbereiche ausschließlich auf Dachterrassen und Dachgärten zu finden sind. Auch wird klar, dass eine Multifunktionalität von Räumen häufig nur im öffentlichen Bereich realisiert werden kann. Ziel ist es, durch die Schaffung von attraktiven öffentlichen Räumen die Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen. Ein weiterer Standpunkt des Entwurfs ist die Sensibilisierung der Bevölkerung für den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser, aber auch der Angst vor Hochwasser.