Freiraum für Flut
Bearbeitende
Naemi Reng, Ma. Landschaftsarchitektur, 1. Semester
Wieland, Daniel, Ma. Landschaftsarchitektur, 2. Semester
Bearbeitungszeitraum: 22.April.24 - 22.Juli.24
Ausgangslage/Anlass
Durch den Klimawandel steigt das Risiko von Wetterextremen immer weiter an. Starkregenereignisse Ende Mai und Anfang Juli 2024 machten das deutlich. Plötzlich und in nur kurzer Zeit stiegen die Pegel der Flüsse drastisch an – so auch an der Donau.
Schutzmaßnahmen wie Deiche verlagern das Problem nur, das Wasser wird flussabwärts weitergeschickt und die Strömung wird immer reißender und reißender. Überschwemmungsgebiete sollen dem entgegenwirken, stehen allerdings oftmals dem Siedlungsdruck im Wege.
Zentrale Fragestellung/Problemstellung
Ist das zurzeit geltende Bauverbot auf Überschwemmungsgebieten, aufgrund des Klimawandels und den damit verbundenen häufigeren Hochwassern, immer noch zeitgemäß? Wie können dort überflutungsfähige Stadtquartiere entworfen werden, sodass qualitativ hochwertige Freiräume entstehen? Wie kann der Freiraum mit den immer häufiger werdenden Hochwassern umgehen, wodurch ein Miteinander statt einer Problemverlagerung entsteht?
Exemplarisch wird die Problematik an einem Überschwemmungsgebiet im Osten von Regensburg erprobt.
Methodik
Unter dem Hauptziel von mehr Freiraum für Flut soll der größte Raum des Gebiets überflutungsfähig sein. Zum Schutz der Bewohner muss das neue Stadtquartier frei von Überflutung bleiben.
Für den Entwurf wurden fünf Ziele herausgearbeitet:
Die Renaturierung des Auwaldes, ein Landschaftspark mit Topografie - wodurch Überschwemmungen möglich sind -, erlebbare Räume, Abgrenzung zur angrenzenden Bundesstraße und Stelzenhäuser, die den Freiraum mit dem Stadtquartier verbinden.
Ein Rückbau des Deiches, um Freiraum für Flut zu generieren, ist aufgrund einer zentral liegenden Abwasserleitung nicht möglich. So kann dies nur durch eine Unterdükerung des Deiches erfolgen. Außerdem ist eine strikte Trennung der Gebiete und Schaffung einer neuen Topografie, die eine allmähliche Überflutung ermöglicht, nötig, umso ein ökologisch und sozial wertvolles Wohnviertel entstehen zu lassen.
So ergibt sich eine harmonische Symbiose zwischen Stadtentwicklung, Ökologie und Hochwasserereignissen, die den Problemen des zunehmenden Siedlungsdrucks und der Verlagerung der Wassermassen entgegenwirken.
Ergebnisse
Aus dem Entwurf heraus ergeben sich drei unterschiedliche Teilräume: Siedlungsgebiet, Landschaftspark und Auwald. Die Topografie steigt von Süden nach Norden an. Durch drei Düker im Deich wird Freiraum für Flut geschaffen. Somit treten im Gebiet des Auwalds regelmäßige niedrige Hochwasser auf, die es ermögichen ihn zu erweitern und zu renaturieren.
Der angrenzende Landschaftspark dient sowohl als Überschwemmungsgebiet als auch als Aufenthalts- und Erholungsraum. Es entstehen fünf Räume mit unterschiedlichen Charakteren, die sich aus den Bestandsstrukturen ergeben.
Die topografischen Veränderungen ermöglichen ein schrittweises Ansteigen des Hochwassers, wodurch eine gleichzeitige Nutzung während der verschiedenen Hochwasserstadien ermöglicht wird. Gleichzeitig wird hierdurch ein angenehmer Übergang zum Städtebau im Norden geschaffen.
Der Städtebau ist zu jeder Zeit vor HW100 geschützt, wodurch ein sicheres Leben gewährleistet wird. Es soll eine Verbindung der Teilbereiche entstehen, weshalb der Übergang zum Wohngebiet durch übergreifende Geländemodellierungen, Stelzenhäuser und Vegetationsstrukturen aufgelockert wird.
Durch die Unterdükerung und Geländemodellierung entsteht ein deutlich höheres Retentionsvolumen, auch für niedrige Hochwasser, die vorher durch den Deich verlagert wurden.
Gleichzeitig entsteht Wohnraum für rund 2500 Menschen.